Sechste Studienreise nach Sri Lanka

vom 26.12.2011 bis 14.01.2012

mit acht Schülern des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums Schlüchtern

SCHLÜCHTERN / AHANGAMA

Genau sieben Jahre nach dem verheerenden Tsunami in Südostasien startete am 26. Dezember eine achtköpfige Schülerschar des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums Schlüchtern mit ihrem Lehrer Hartmut Darmstadt die 6. Studienreise, um die begonnenen Hilfsprojekte an der Südküste Sri Lankas fortzusetzen. Seit der Katastrophe konnten mit dem Spendengeld von inzwischen insgesamt 100 000 Euro etliche Schulen ausgestattet, zehn Fischerboote, zahlreiche Gaskocher und Wassertanks, Hunderte von Brillen und vieles mehr angeschafft werden, vor fünf Jahren sogar ein Kindergarten in Ahangama gebaut und inzwischen viele Häuser bzw. Lehmhütten renoviert werden.

Die bevorstehende Reise wurde wiederum seit Monaten vorbereitet und beim Kalten Markt in Schlüchtern konnten die Schüler mit dem Verkauf von Wokgerichten und einem Verkaufsstand einen Gewinn von ca. 2200 Euro erzielen. Bis zur Abreise kamen insgesamt fast 9000 Euro Spenden zusammen und zahlreiche Geschäfte und Firmen der Region halfen, die Reise für die Schüler finanziell zu unterstützen. Außerdem wurden den Schülern über den Schuldezernenten Herrn Matthias Zach vom Main-Kinzig-Kreis neun Computer überreicht, 1500 Euro von den Musikgruppen, die auf ihr Honorar beim Musizieren auf dem Schlüchterner Weihnachtsmarkt verzichteten und der Erlös, der beim Benefiz-Weihnachtskonzert in Ramholz unter Mitwirkung des Musikverein Sannerz einkam.

Reisebericht von Leo Hildebrand:

Vom 26.12.2011 bis zum 14.01.2012 begab sich der Schlüchterner Oberstudienrat Hartmut Darmstadt zum wie-derholten Male auf eine Hilfs- und Studienreise, wozu er von den acht Hutten-Schülerinnen und Schülern Fran-ziska Heil, Anna Deuker, Luca Thornton, Gideon Betz, Moritz Brieger, Jan-Niklas Berthold, Philipp Heil und Le-onard Hildebrand begleitet wurde. Auch in diesem Jahr galt es wieder, gesammelte Spendengelder von fast 10000 Euro aus der Bergwinkelregion auf der vom Tsunami 2004 schwer getroffenen Insel zu investieren. Sri Lanka ist eine Insel von der etwaigen Größe Bayerns, einem tropischen Klima und ca. 20 Millionen Bewohnern. Ein BIP pro Kopf von ungefähr 1.500 US$ (zum Vergleich: Deutschland = ca. 36.000 US$) und der 97. Platz des Human Developing Index (Deutschland belegt den 9. Platz) ließ die Schülergruppe bereits grob erahnen, welche Armut in diesem Staate vorherrschen muss.

Nach unserem Flug mit Royal Jordanian nach Amman konnte während des diesmal eingeplanten 24-stündigen Aufenthalts die Altstadt und die umgebende, malerische Landschaft besichtigt werden, wobei besonders der orientalische Suq, die umgebenden Wüsten- und Gebirgslandschaften und natürlich das Highlight des Tages, der Besuch des Toten Meeres imposante Eindrücke bei der Reisegruppe hinterließen.

Nach einem zweiten nächtlichen Flug nach Colombo wurde man am nächsten Morgen von Hartmut Darmstadts langjährigen Freunden am Flughafen abgeholt. Nach einer anstrengenden Fahrt durch Colombo, welches uns erste interessante Einblicke in das tägliche Treiben Sri Lankas gab, bekamen wir zur Erfrischung nach der anstrengenden Reise frische Kokosnüsse angeboten, die wir Schüler interessiert und dankbar ausschlürften. Nach vierstündiger Fahrt im Minibus, die uns auch über die inzwischen fertiggestellte, jedoch aufgrund der Maut völlig leeren Autobahn führte, wurde dann auch gleich der erste Besuch bei Irsan Mohamed in Beruwala abgestattet. Der ehemalige Juwelier organisiert heute die Main-Kinzig-Projekte des Landrats a. D. Karl Eyerkaufer, der ebenfalls seit vielen Jahren Hilfe vor Ort leistet. Nach zwei weiteren Stunden Autofahrt wurde dann der beliebte Badeort Hikkaduwa erreicht, wo wir uns für die nächsten zwei Tage niederließen, um uns an Klima und Zeitverschiebung zu gewöhnen. Hiernach brachen wir nach der ebenfalls am Strand gelegenen Stadt Mirissa auf, welche in der Nähe der Stadt Ahangama liegt. In dieser befinden sich die Partnerschule, der 2007 errichtete Kindergarten sowie das Haus der mit Hartmut Darmstadt befreundeten Familie. Auf dem Weg dorthin besichtig-ten wir unter anderem das Bauprojekt des Altkanzlers Helmut Kohl. Dessen Stiftung versuchte mithilfe von Spenden von über 10 Mio. Euro ein Krankenhaus zu bauen, was jedoch offensichtlich misslungen ist, da bereits wohl über 7 Mio. € der Spendengelder „versickert“ sein sollen, was aufgrund der drei Kräne, die seit jener Zeit regungslos auf dem fertigen Fundament stehen und Geld kosten, auch nicht verwunderlich ist. Nachdem wir Sylvester an einem absoluten Traumstrand verbrachten, begannen wir emsig bereits um 08.00 Uhr des Feierta-ges mit der Renovierung des Kindergartens. Die teilweise unter den extremen Wetterbedingungen abgeblätterte und ausgeblichene Farbe der Klettergerüste und Wippen wurde abgeschmirgelt, eine Grundierung aufgetragen und die Geräte mit neuen, bunten Farben versehen. Diese Tätigkeit nahm volle zwei Tage in Anspruch, da wir zwischendurch in verschiedene Dörfer fuhren, die letztes Jahr in Auftrag gegebenen Projekte kontrollierten und neue planten. So gaben wir dieses Jahr vier komplette neue Häuser aus Stein in Auftrag, denn ein schwerer Sturm, der wenige Wochen vor Reisebeginn wütete, hatte die aus Palmblättern und Lehm gebauten Häuser völlig zerstört. Diese Begegnung mit extremer Armut war für alle eine neue Erfahrung, die uns sehr nachdenklich stimmte. Jan-Niklas Berthold kommentierte seine Eindrücke folgendermaßen: „Wenn man ein solches Dorf betritt und diese Armut hier sieht, dann überlegt man sich das nächste Mal noch einmal gründlich, ob man sich ein T-Shirt für 20 € kaufen möchte.“

Nach diesen Erlebnissen begannen wir unsere Rundreise durch das Landesinnere, um möglichst viele Eindrücke der wunderbaren und vielseitigen Landschaft und Kultur des Inselstaates zu sammeln. Hierbei stand zuerst ein Besuch im Yala-Nationalpark auf dem Programm, der neben den vielen zu beobachtenden Wildtieren (Leoparden, Elefanten und vieles mehr) auch landschaftlich einiges zu bieten hatte. Von der ehemaligen Königsstadt Tissamaharama aus ging es weiter nach Kandy. Auf der zweitägigen Fahrt durch das Gebirge wurde neben einem in Fels geschlagenen, ca. 15 Meter hohen Buddha auch das Hochland um Nuwara Eliya besucht, das besonders für seinen Teeanbau bekannt ist. Beeindruckt von der bezaubernden Schönheit und Vielfältigkeit der Landschaft, aber auch der Tierwelt (wilde Affen sorgten für große Erheiterung) erreichten wir abends Kandy. Dort angekommen wurde gleich zur Opferstunde der Tempel besichtigt, in dem ein Zahn Buddhas aufbewahrt wird, was ihn zum Pilgerziel für Buddhisten aus aller Welt macht. Nachdem man am nächsten Morgen noch schnell einige Einkäufe auf dem Markt tätigen konnte ging die Reise weiter nach Kekirawa, wo sich ein Kindergarten, der mit Spenden aus Neuhof erbaut wurde, befindet. Dieser wird von 4 Patenkindern von Franziska Heil besucht, welche wir natürlich sehen wollten. Am folgenden Tag fuhren wir wieder Richtung Küste, besichtigten aber auf dem Weg die Elefanten-Waisen Station in Pinnawella, ein unvergessliches Erlebnis. Die geplante Besteigung des heiligen Berges „Adam’s Peak“ fiel leider buchstäblich ins Wasser. Stattdessen besuchten wir Ratnapura, eine Stadt, die für die Edelsteinförderung bekannt ist. So besichtigten wir am nächsten Morgen auch eine „Mine“, die nach unseren Verhältnissen jedoch eher als schlecht gebauter Brunnen gelten würde. Später am Tag stand noch eine dreistündige Führung durch den Regenwald an, die hochinteressant sowie spannend war. Dazu kam, dass wir die Möglichkeit hatten, mitten im Dschungel in einem Teich unter einem Wasserfall zu ba-den. Nachts erreichten wir erneut Mirissa. Nun stand ein weiterer Besuch bei Irsan Mohamed an, dessen Frau uns ein Mittagessen mit einer Vielzahl einheimischer Köstlichkeiten bot, anschließend betrachteten wir diverse Projekte des Main-Kinzig-Kreises in und um Beruwala, eröffneten unter anderem auch einen von Karl Eyerkaufer errichteten Kindergartenspielplatz.

In Ahangama galt es dann, sich wieder der eigenen Hilfsprojekte zu widmen. So wurden nun andere Schulen besucht, die sich ebenfalls in Ahangama befinden; jene, die keine, wenige oder defekte Computer besaßen, überreichten wir die eigens mitgenommenen, ca. 10 kg schweren Rechner. Deren im Handgepäck mitgeführte Monitore hatten uns an diversen Flughäfen mehr als einmal aufgehalten, als sie durchsucht wurden. Als wir jedoch die glücklichen und dankbaren Schüler dort sahen, waren alle Mühen sofort vergessen. Des Weiteren fand in diesen Tagen die Wiedereröffnung des Kindergartens statt, wobei wir mit Blumenketten, Tänzen, Liedern und buddhistischen Ritualen begrüßt wurden. Ebenso stand ein weiterer Empfang in unserer Patenschule auf dem Programm, wo wir Hefte, Stifte und andere Schulmaterialien übergeben konnten. Ein besonderes Projekt konnte nachmittags verwirklicht werden. So wurden 84 Brillen, die dort für einen für unsere Verhältnisse „Spottpreis“ von ca. 8 Euro erhältlich sind, an bedürftige Menschen überreicht, die sich begeistert über ihre neu gewonnene Lebensqualität zeigten, nachdem sie ihre neuen Sehhilfen direkt aufgesetzt hatten. Die überall präsente Dankbarkeit bestätigte uns sehr in unserer Arbeit.

Nun neigte sich unsere Reise langsam dem Ende zu. Da wir bereits mehrmals bei unseren neuen Freunden Dimuthu, Lavan und Lakmal sowie deren Familien zu Abend gegessen hatten, fiel uns ein letztes Abschiedsmahl sehr schwer. Die singhalesischen Köstlichkeiten, beispielsweise verschiedene Curry-Gerichte, aber auch Garnelen und verschiedene Fischsorten hatten allen immer vorzüglich geschmeckt. Nun blieben uns noch zwei letzte Tage, die wir in Hikkaduwa verbrachten. Am letzten Tag machten wir hier auch eine Schnorcheltour, die von einer Unter-Wasser-Begegnung mit einer großen Meeresschildkröte, die wir sogar streicheln konnten, gekrönt wurde. Anschließend blieb uns noch etwas Zeit, um Souvenirs und Mitbringsel zu besorgen oder einfach nur noch einmal den traumhaften Sonnenuntergang am Strand zu genießen. Mit einem zahmen Baby-Affen am Strand schloss ich persönlich eine starke Freundschaft; zu gerne hätte ich ihn kurzerhand mit nach Hause ge-nommen. Der Plan, ihn schlicht und einfach zu rasieren und als Baby zu verkleiden wurde natürlich schnell wie-der verworfen. Nach einem letzten Abendessen in „Ritas Hotel“ um die Mitternachtsstunde herum brachen wir schweren Herzens nach Colombo auf, um am nächsten Morgen den Heimflug nach Frankfurt anzutreten, wo man schließlich am Abend wieder von den eigenen Familien und Freunden freudig in Empfang genommen wurden.

Abschließend möchten wir Schüler uns nochmals bei Herrn Darmstadt bedanken, der neben der Verwirklichung der Hilfsprojekte diese besondere Reise für uns junge Menschen möglich machte und uns so die Möglichkeit bot, ein solches, für uns doch auch fremdes und unbekanntes Land kennenzulernen und diese ungewohnten, aber größtenteils erfreulichen Eindrücke erleben zu können. Ein weiterer Dank gilt den zahlreichen Spendern aus der Region, die Herrn Darmstadts langjährige und nachhaltige Arbeit vor Ort erst ermöglichen.

Ein besonderer Dank gilt außerdem dem Main-Kinzig-Kreis, dem Förderverein des UvH-Gymnasiums und den Geschäften und Firmen, die diese Reise für uns Schüler finanziell unterstützt haben: in Schlüchtern: Möbelhaus Rudolf, Bauunternehmung Jökel, Firma Kroeplin, Bau- und Möbelschreinerei Lang, Druschel Raum & Design, Metzgerei Fleischerei Ludwig, Tegut (W. Seidensal) - Unter den Linden, Rathaus Apotheke, Mercedes-Benz „Simon & Würfl“, Gemeinschaftspraxis H. J. Weise & H. Spak, Parfümerie Roth, Frisörsalon D. Scheuermann, Blumen-Paradies Dörr, Kreissparkasse Schlüchtern, Volksbank Raiffeisenbank Schlüchtern, Heiko Leonhardt, Manfred Schreiber, in Herolz: Bauunternehmen Hartmut Müller, in Sterbfritz: Lohmann Kunststoff, Gemeinde Sinntal, Einhorn Apotheke, Löwenapotheke, in Altengronau: Ullrich Bau, in Ulmbach: Möller & Rüffer Bauelemente, Anna Heil, in Bad Soden-Salmünster: Firma WOCO und Ilse Beuscher Schachte.

Wer Interesse hat, mehr über die Studienreise zu erfahren, ist am Sonntag, 11. März 2012, um 19.00 Uhr zu einem Bildervortrag in die Stadthalle Schlüchtern eingeladen.

Und es besteht auch weiterhin die Möglichkeit, die Hilfsprojekte, insbesondere die weitere Finanzierung des Kindergartens, zu unterstützen. Dazu können Spenden auf folgendes Konto überwiesen werden:

Hartmut Darmstadt „Hilfe für Sri Lanka“, Volksbank Raiffeisenbank Schlüchtern, Bankleitzahl 530 613 13, Kontonummer 2115662.