Von Hongkong nach Bangkok

Rundbrief vom 12.08.04 (Chiangkong)

Ihr Lieben,                                                  
Heute, rechtzeitig zum Geburtstag der thailändischen Königin, habe ich die thailändische Grenze überschritten und nehme mir mal wieder Zeit für einen Rundbrief. In diesen Sommerferien bin ich gut 5 Wochen unterwegs von Hongkong durch die südlichen Provinzen Guangxi & Yunnan und durch Laos nach Thailand.
Am 19. Juli flog ich mit Emirates von Frankfurt über Dubai und Bangkok nach Hongkong (bis Bangkok zusammen mit Huppenbauers aus Slü) und konnte dank meiner Skywards Mitgliedskarte von Emirates bis Dubai in der Businessklasse fliegen und ließ es mir auf bequemem Sessel bei bestem Service und köstlichen Leckereien gut gehen. Abends um 23 Uhr kam ich am neuen Flughafen von Hongkong an und konnte noch mit dem letzten Bus in die Stadt fahren und fand glücklicherweise noch nach Mitternacht ein Quartier im Zentrum von Kowloon (Stadtteil gegenüber der eigentlichen Insel Hongkong). 2 ½ Tage verbrachte ich in der asiatischen Weltmetropole und besorgte mir gleich am ersten Tag ein Visum für die Eineise nach China. Mit der berühmten doppelstöckigen Straßenbahn und Bussen erkundete ich die Stadt und das Hafengebiet von Aberdeen und machte per Schnellboot auch eine Halbtagestour in das ehemals portugiesische Handelszentrum Macao. In den Abendstunden genoss ich von Kowloon aus und vom Victoriapeak (600 m) den atemberaubenden Blick auf die Skyline, die sich seit meinem letzten Aufenthalt vor 13 Jahren beträchtlich verändert hat. Immer mehr Hochhäuser wachsen vor der Kulisse der gebirgigen Insel in die Höhe und einige werden im rhythmischen Wechselspiel verschiedenfarbig angestrahlt.
Am 23.7. fuhr ich dann mit dem Zug (1. Klasse) in 2 Stunden nach Guangzhou (=Kanton) und war froh, dass mir bei der Ankunft am Bahnhof jemand seine Hilfe für die Weiterreise anbot - zahlte dafür aber auch den doppelten Preis!!! So fuhr ich in der folgenden Nacht gleich mit dem Zug in 14 Stunden weiter nach Guilin. Diese Stadt liegt inmitten einer besonderen tropischen Karstlandschft. Aus einer Ebene mit leuchtendgrünen Reisfeldern ragen steile Felstürme und -kegel empor, durchsetzt von unzähligen Tropfsteinhöhlen, die z.T. verschiedenfarbig ausgestahlt sind. Von hier aus fuhr ich in einer Kolonne von ca. 50 Schiffen mit einem "chinesischen Boot“ - nicht gedacht für ausländische Touristen, dafür aber zum halben Preis ohne englischsprachige Führung - den Lijiang-Fluss 85 km abwärts und wurde von einer chinesischen Reisegruppe in ihre Mitte genommen und zu einem
umfangreichen Essen an Bord eingeladen, ansonsten genoss ich die fantastischen Ausblicke von Deck aus. Am Endpunkt dieser Tour - im Ort Yangshuo - in besonders schöner Lage zwischen steilen Bergkegeln, aber auch unzähligen Touristen (Zeit der chin. Sommerferien) erkundete ich die herrliche Landschaft auf Fahrradtouren und mit einem Bambusfloß. Um mir die 20 Stunden Zug-/Busfahrt zu sparen, flog ich von Guilin nach Kunming, Hauptstadt der Provinz Yunnan mit ca. 2 Mio. Einwohnern, wohnte hier im angenehmen Camellia Hotel mitten in der Stadt mit gutem Frühstücksbuffet und eigenem Reisebüro. Von hier aus konnte ich meine weitere Reiseroute planen und wagte das Abenteuer, mit Tausenden von Einheimischen dicht gedrängt durch die Stadt zu radeln. Von hier reiste ich in mehreren Tagesetappen weiter in Richtung Tibet, zunächst nach Dali in 2000 m Höhe mit sehenswerter Altstadt, in schöner Lage an einem 40 km langen See gelegen. Auf einer organisierten Tagestour rund um den See besuchten wir einige Dörfer mit traditionellen Häusern, bunten Märkten und konnten auf einer Bootstour miterleben, wie die Einheimischen mit Hilfe von Kormoranen Fische fangen. Nächstes Ziel war dann Lijiang, ebenfalls mit sehenswerter
Altstadt bereits in 2600 m Höhe und noch mehr Touristen, bei schönem Wetter mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Jadedrachen Schneegebirges (5596 m), die bereits zum tibetischen Hochland gehören. Hier blieb ich einige Tage länger, da ich wegen einer Entzündung am linken Auge reiseunfähig war. Mit reduziertem Gepäck fuhr ich dann noch ins tibetische Hochland hinauf nach Zhongdian (auch als Shangri-La bezeichnet) nahe der tibetischen Grenze - von hier sind es noch etwa 7 Tagesreisen auf schlechter Piste nach Lhasa. Bei besonders schönem Wetter machte ich im Hochland eine Radtour zu einem besonders eindrucksvollen tibetischen Kloster mit ca. 400 Mönchen und zum Napasee, Auf halbem Weg zurück in Richtung Lijiang beginnt die Tiger Leaping Gorge, eine der tiefsten Schluchten der Welt im Oberlauf des Jangtse. Mit einem französischen Paar wanderte ich 2 Tage durch die atemberaubende Landschaft auf halber Höhe entlang der Schlucht und übernachteten zweimal in einfachen Unterkünften in kleineren Gebirgsdörfern. Von Lijiang aus zurück nach Kunming fuhr ich 12 Stunden mit einem Schlafbus mit 20 Stockbetten!!! und war am nächsten Tag ab 15 Uhr nochmals 25 Stunden mit diversen Bussen unterwegs, um Laos zu erreichen. Kaum hatten wir die Grenze überschritten, erlebten wir wieder eine ganz andere Welt: eine weitgehend natürliche, kaum besiedelte Gebirgslandschaft mit wenigen, aber sehr ursprünglichen Dörfern und besonders freundlich schauenden Menschen. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, von China aus über den Mekongfluss nach Thailand zu reisen, war aber leider nicht möglich, und auch in Laos fanden sich  nicht genügend Reisende für eine Bootstour, so war ich nach einer Übernachtung in Luang Nam Tha nochmals 10 Stunden mit
einem Truck in netter Reisegesellschaft auf abenteuerlicher Piste - in der sommerlichen Monsunzeit kaum passierbar - zum Grenzort Huay Xai unterwegs, von wo aus ich heute früh über den Mekongfluss nach Thailand eingereist bin. Hier in Chiangkong wohne ich wieder in einem mir gut bekannten Guesthouse, wo ich schon bei früheren Aufenthalten die Zubereitung einiger Thaigerichte gelernt hatte. Und so genoss ich gleich nach der Ankunft Phad Thai und tagsüber noch verschiedene Thaicurries, ließ fast meine gesamte Wäsche waschen und schwang mich nachmittags zwischen zwei kräftigen Monsunregenschauern aufs Motorrad und drehte eine mehrstündige Runde entlang des Mekong. In den nächsten Tagen werde ich zügig über Chiangrai/Chiangmai gen Süden eilen, um 2 Freunde aus Schlüchtern auf der Insel Koh Phangan zu terffen und mich dort noch einige Tage am Strand erholen, bevor ich am 25. 8. von Bangkok über Dubai wieder heimfliegen werde.
So freue ich mich auf ein baldiges Wiedersehen und wünsche euch auch noch schöne und erholsame Sommertage.

Bis demnächst viele liebe Grüße, euer
Hartmut