In sechs Monaten durch Südasien

27.08.2000 - 23.02.2001

Dubai - Nordindien - Nepal - Tibet - Myanmar - Thailand - Laos - Singapur - Sri Lanka

 

Grüße aus Dubai

1. Asienrundbrief, Dubai, 01.09.2000

Ihr Lieben,

meine erste Mail schicke ich vom Coffeeshop des Landmark Hotels, eines der größten hier in der Stadt, und bin ganz irritiert von den vielen arabischen Buchstaben hier auf der Tastatur.

Letzten Sonntag bin ich mit 2 Stunden Verspätung in Frankfurt losgeflogen und kam in Dubai erst nachts nach 1.00 Uhr an, bei 31 Grad C.!!!. Im Stadtzentrum von Dubai-Deira, mitten im geschäftigen Geschäfts- und Soukviertel, fand ich auch noch für Dubai eine sehr preiswerte und angenehme Unterkunft mit Telefon, Fernseher und Klimaanlage, ohne die man es auch nachts kaum aushalten würde. Die heißeste Jahreszeit ist zwar vorrüber, aber tags sind es immer über 40 Grad, und man versucht ständig, der brennenden Sonne auszuweichen.

Am ersten Tag besuchte ich gleich die Freundin (mit 2 Kindern) eines ehemaligen Schülers, die hier in der deutschen Botschaft arbeitet, und werde wahrscheinlich heute mit ihr zusammen zu einem Beachclub fahren.
Die letzten zwei Tage war ich ca. 850 km mit einem Mietwagen unterwegs: durch alle möglichen Wüstenlandschaften, Gebirge über 1000 m Höhe, Stein- und Sandwüsten, aber auch erstaunlich viele Oasen. Den schönsten Badestrand habe ich neben dem neuen supermodernen Burj Al Arab-Hotel entdeckt und war 2x dort im klaren Wasser (über 30 Grad !) an weißem Sandstrand mit Blick auf dieses imposante Bauwerk baden. Von erfrischendem, kühlen Was-ser kann man hier nur träumen, denn auch aus den Wasserhähnen und Duschen kommt nur warmes oder heißes Wasser.

Von den Besichtigungsmöglichkeiten hat die Zeit hier vollends gereicht, und so ist es gut, dass ich nächste Nacht nach Delhi weiterfliegen werde. Wie ihr seht, geht es mir sehr gut.

Bis zur nächsten Mail aus Indien grüßt euch ganz herzlich, 

euer Hartmut

 

Aus Kaschmir und Ladakh


2. Asienrundbrief, Manali, 26.09.2000

Ihr Lieben,

heute ist der erste Regentag meiner Reise, und was kann man da tun außer Briefe schreiben? Nach über 3 Wochen habe ich außerdem die erste Gelegenheit, wieder ans Internet zu gelangen. Mehrfach habe ich es in den abgelegenen Regionen des Hohen Himalaya versucht, aber entweder wartete ich vergebens auf eine Verbindung oder es gab keinen Strom! Inzwischen habe ich schon über 30 Mails erhalten, vielen Dank allen, die mir geschrieben haben. Da ich ver-ständlicherweise nicht allen einzeln antworten kann, schicke ich die-sen Reisebericht wieder an alle.
Nach meiner Ankunft in Delhi am 2. September hatte ich inmitten der Hektik dieser Großstadt mit nervigen Händlern viel zu organisieren, was die Weiterreise und die Besorgung von Geld per Visakarte anging. Nach eingehenden Erkundigungen über die aktuelle Situation in Kaschmir buchte ich gleich für den nächsten Tag einen Flug nach Srinagar (Hauptstadt von Kaschmir). Dort verbrachte ich 5 Tage und wohnte auf dem berühmten Dal-See in einem komforta-blen Hausboot - davon gibt es weit über 1000 rund um den See, seit 1989 aber kaum noch von Touristen bewohnt. Vom meinem Boot aus hatte ich nur die Möglichkeit, ein Pauschalangebot für die ge-samte Zeit zu buchen. So war ich zweimal mit einem indischen Oldtimer-Taxi (Ambassador) unterwegs zu 2 Hochgebirgstouren, einmal zum Wandern, das zweite Mal erlebte ich die grüne Gebirgslandschaft vom Pferd aus. Mehrfach ließ ich mich auch
in einem überdachten Boot, auf einer Matratze sitzend, über die weitverzweigten Teile des Dal-Sees paddeln, konnte so das Leben um den See herum und in den zahlreichen Kanälen beobachten, einmal auch den Gemüsemarkt bei Sonnenaufgang, wo alles mögliche von Boot zu Boot verkauft wird. Besonders schön sind die von Lotosblumen bewachsenen Teile des Sees, und es gibt unwahrscheinlich viele Vögel aus der Nähe zu beobachten, auch Adler und Eisvögel! Bei der Weiterreise mit dem Bus von Srinagar nach Ladakh  (434 km)  auf abenteuerlicher,  aber vom Militär gut bewachter Straße, lernte ich die 2 Physikassistenten aus Mainz Tom und Jochen kennen und reiste mit ihnen von nun an zwei Wochen zusammen weiter. Die Bustour sollte eigentlich nur 2 Tage dauern, da aber nach einem Erdrutsch Bauarbeiten nötig waren, benötigten wir einen dritten Tag, um Leh zu erreichen.

Die Hauptstadt Leh liegt in 3500 m Höhe im oberen Industal zwischen der Haupthimalayakette und dem Karakorum, eine totale Hochgebirgswüste mit einigen grünen Talabschnitten, die mit dem Schmelzwasser der Gletscher bewässert werden. Ladakh, auch "Klein Tibet" genannt, ist von alters her stark mit der Kultur und Tradition Tibets verbunden und besitzt heute noch zahlreiche intakte buddhistische Klosteranlagen. Übrigens wurde das Gebiet erst 1974 für den Tourismus geöffnet. In der Altstadt von Leh wohnten wir in einem alten tibetischen Lehmhaus und hatten vom Dach aus den schönsten Blick auf den alten Palast (Nachbau des Potala in Lhasa/Tibet, 17. Jh.) und einige Gompas (Klöster). Die Altstadt wird (leider) zunehmend von Geschäftsleuten aus Kaschmir bevölkert, die vor unzäligen Touristenshops versuchen, Touristen zu "fangen", aber auch durch ihre andere Lebensart und Religion (Islam) das Gepräge der Stadt sehr verändern.

Von dem wunderschön gelegenen Klosterort Lamayuru aus unternahmen wir eine 5-tägige Trekkingtour. Unsere Karawane bestand aus unserer Dreiergruppe, Aymeric (aus Paris), Stuart (aus London), Dorje (unser Führer aus Lamayuru), sowie 2 Pferden und einem Esel, die unser Gepäck samt Proviant, Zelten und Schlafsäcken und einen Kanister Chang für unseren Pferdeführer schleppen mussten. Die Lasttiere waren auch nötig, denn wir hatten einige Pässe bis über 5200 m zu überwinden - beim höchsten Pass allein 4 Stunden steiler Anstieg. In der Nähe einsamer Gebirgsdörfer übernachteten wir jeweils am Fluss und bekamen einige Male Abendessen und Frühstück in den einfachen Behausungen der Einheimischen. So hatten wir die einmalige Gelegenheit, das typische Essen mit salzigem Buttertee und Chang (alkoholisches Getränk aus Gerste), aber auch das tibetische Familienleben etwas kennenzulernen.

Ein weiterer Höhepunkt unseres Ladakhaufenthaltes war eine zweitägige Jeeptour über den höchsten  befahrbaren  Gebirgspass  der Welt (5602 m) ins Nubra-Valley, das zwischen Gebirgsketten bis 7500 m Höhe liegt. Am Pass selbst erlebten wir den ersten Schnee und hatten dort oben auf eisiger Fahrbahn mit tiefen Abgründen einige Probleme, dem Gegenverkehr auszuweichen. Bei einer Wanderung durchs Tal mit wilden Flussverzweigungen und Sand-dünen mussten wir häufig durch Wasser und Schlamm waten und bei der Überquerung der Dünen konnten wir einige halbwilde zweihöckrige Kamele sehen, die in früherer Zeit für die Karawanen benutzt wurden. Am 2. Tag besuchten wir dort noch ein tibetanisches Kloster, das sich wie eine Festung die Felswand emporzog. Auch von Leh aus besichtigten wir etliche Gompas, die auf Felsgipfeln des Industales malerisch angelegt sind.

Allmählich wurde es Zeit, die Rückreise anzutreten. Jochen hatte schon einen (bestätigten) Flug nach Delhi nicht bekommem, da bei der dünnen Luft, je nach Temperatur, die Flugzeuge nur zu 60 bis 80% ausgelastet werden können. Auch wurde es in den letzten Tagen spürbar kälter, und so fuhren wir mit dem Bus in den letzten zwei Tagen mit einfachster Übernachtung in einem Zeltcamp 485 km über etliche Gebirgsketten mit Pässen bis über 5300 m nach Manali, am Südrand des Himalaya gelegen. Jochen musste gleich gestern abend noch nach Delhi weiterreisen, um noch einen Ersatzflug nach Deutschland zu bekommen, ich werde mit Tom kommende Nacht in 9-stündiger Busfahrt noch nach Dharamsala reisen, wo eine tibe-tische Exilgruppe und auch der Dalai Lama lebt. Von dort aus werde ich nach Delhi zurückkehren und wieder wärmeres Klima in Ra-jasthan aufsuchen, bevor ich in Richtung Nepal weiterreisen werde.

Trotz der Strapazen der letzten Reisetage fühle ich mich erstaunlich gut. Da ich in den nächsten Tag besseren Zugriff aufs Internet haben werde, freue ich mich weiterhin auf Nachrichten aus der Heimat. Falls mir jemand normale Post zuschicken möchte, ich werde voraussichtlich bis ca. 25. Oktober (vielleicht auch länger) Post in Kathmandu empfangen können: Mr. Darmstadt / Main Post Office / Poste restante / Kathmandu / Nepal.

So sendet euch viele liebe Grüße aus dem Himalaya,

euer Hartmut.

 

Grüße vom Taj Mahal


3. Asienrundbrief, Agra, 13.10.2000

Liebe Familienmitglieder, liebe Freunde,

heute habe ich das berühmteste Bauwerk Indiens erreicht, das Taj Mahal in Agra, gut getimed, denn freitags ist der Eintritt (normalerweise ca. 25 DM) frei. Dafür wimmelt es von Menschenmassen - heute abend zum Sonnenuntergang werde ich es noch einmal aufsuchen. Zweieinhalb Wochen sind seit meinem letzten Rundbrief vergangen und 18 Briefe sind in der Zeit wieder eingetroffen, vielen Dank allen Schreibern. Und nun zu den Erlebnissen der letzten Reiseetappe:
Am Tag meines letzten Briefes, am 26.09. bin ich zusammen mit Thomas mit einem Nachtbus nach Dharamsala und dem nahegelegenen Bergort Mc Leod Ganj weitergereist, dem Zufluchtsort vieler tibetischer Flüchtlinge und Wohnsitz des Dalai Lama, inzwischen aber auch internationaler Treffpunkt erleuchtungshungriger Rucksacktouristen. Wir besuchten dort einige Klöster, die z. T. den ursprünglichen in Tibet nachgebaut wurden und die äußerst sehens-werte Bibliothek mit Schriften über Buddhismus und Tibet. Am ersten Abend nahmen wir teil an einem Gedenkzug mit Kerzenschein zusammen mit einigen Hundert tibetischen Mönchen zum Haupttempel in Erinnerung an den 27.09.87, an dem Tausende in Tibet für ihre Unabhängigkeit demonstrierten und viele umgebracht wurden bzw. in Gefängnissen landeten.

Nach einer 12-stündigen Nachtbusfahrt kehrte ich am 29.09. wieder allein nach Delhi zurück, wo ich einen Teil meines Gepäcks deponiert hatte, tankte meinen Geldbeutel (per Visakarte) auf, kaufte einige Diafilme nach und plante meine Weiterreise. Bei einer Be-sichtigungstour von Old Delhi (Tempel, Moschee und Rotes Fort) erlebte ich etliche Verkehrsstaus von der Fahrradrikscha aus.
Mit minimalem Gepäck machte ich mich dann auf die Weiterreise nach Rajasthan, musste mich aber auf dieser Rundtour wegen der knapp bemessenen Zeit auf einige Highlights beschränken und besuchte für etwa je 2 Tage die Orte Jaipur, Pushkar, Jaisalmer und Udaipur.

Für den 30.09. hatte ich einen "normalen" Touristenbus nach Jaipur gebucht, aber was erlebte ich? - als einziger ausländischer Tourist geriet ich in eine Reisegruppe von ca. 20 Lehrerinnen, in feine Saris gehüllt, die von Südindien aus 10 Tage unterwegs waren und "musste" mit ihnen alle möglichen Sehenswürdigkeiten auf dem Weg besichtigen, eine besonders schöne Einlage war eine kleine Jeeptour zur Palastanlage von Amber.

JAIPUR, die Hauptstadt Rajasthans, wird auch "Pink City" genannt, da anlässlich eines Staatsbesuchs von Prinz Albert im Jahr 1876 ihm zu Ehren alle Häuser rosa gestrichen wurden. Und so ist die Altstadt bis heute erhalten geblieben mit vielen sehenswerten Gebäuden der Rajputenfürsten: Palast der Winde (besteht nur aus einer Fassade mit 5 Stockwerken und fast 100 Nischen und kleinen Fenstern, von wo aus die Haremsdamen die prunkvollen Festzüge beobachten konnten), prachtvoller Stadtpalast der Maharajas und das größte steinerne Freiluftobservatorium der Erde. Übrigens habe ich in Jaipur gelernt, wie man fast umsonst eine Stadtrundfahrt mit einer Rikscha erhält. Als mir ein Rikschafahrer eine 1-2-stündige Tour durch die Stadt und zu einem Kamelmarkt für nur 10 Rupies (50 Pf) anbot, ließ ich mich darauf ein und fuhr auch große Strecken quer durch die Stadt, es gab zwar keinen Kamelmarkt, dafür zeigte er mir 3 Kamele am Wegesrand, die man aber auch sonst überall als Zugtiere von 2-rädrigen Holzkarren in der Stadt sieht. Als er dann vor einem Touristenshop anhielt, wollte ich am liebsten umkehren. Aber er flehte mich an, wenigsten 5 Minuten hineinzugehen, ich bräuchte ja nichts zu kaufen. Und so bekam er bei jedem Besuch (auch ohne Kauf) 10 Rupies, die er mir hinterher jedesmal freudestrahlend zeigte. Eine halbe Tagesreise von Jaipur entfernt liegt PUSHKAR, ein uralter hinduistischer Wallfahrtsort, mit über 100 Tempeln malerisch rund um einen See gelegen. Der Legende nach soll dem Schöpfergott Brahma auf der Suche nach einem geeigneten Opferplatz eine Lotosblüte (=Pushkar) aus der Hand geglitten sein, und wo die Blüte den Boden traf, öffnete sich eine Quelle und ließ den See entstehen. Rund um den See sind Ghats (Treppen) angelegt, von wo aus die Pilger vor allem frühmorgens oder gegen abend ihre rituellen Bäder  nehmen.  Ansonsten  ist  der  Ort  von  Langzeittouristen bzw. Aussteigern übervölkert, und es reihen sich Geschäfte, Restaurants und Guesthouses dicht aneinander. Da die meisten Busse wegen der großen Hitze tagsüber nicht fahren, musste ich wieder des Nachts 12 Stunden eng im Bus hocken, um die nächste Station JAISALMER in der Wüste Tharr zu erreichen. Auf einem Bergrücken liegt eine riesige Fortanlage, in der ich in einem kleinen Guesthouse wohnte. Von hier aus unternahm ich mit 3 Touristinnen (aus Deutschland + Australien) und 2 Kamelführern eine 3-tägige Kamel-safari. Mit einem Jeep wurden wir zu dem "Kamellager" gebracht und ritten sogleich los, am ersten Tag noch recht gemächlich, am zweiten Tag übernahm ich dann ein Kamel mit besonderer Eigenper-sönlichkeit, es lief oft außerhalb der Reihe, rannte vorne weg oder blieb weit zurück, sodass ich oft mit kräftigen Beintritten oder Stockschlägen nachhelfen musste. Bei einem meiner Aufstiege erhob es sich auch zu früh, sodass ich Mühe hatte, mich am Sattel hochzuziehen, und das Schlimmste: als ich gegen Ende der Tour ein kleines Stück am Straßenrand trabte und ein LKW mit hoher Geschwindigkeit vorbeifuhr, entwickelte es fast ein ebenso schnelles Tempo und rannte dann voller Panik die Straßenböschung hinunter und mit rasanter Geschwindigkeit übers Feld, verlor dabei einiges an Gepäck, dass ich trotzdem oben blieb, wundert mich jetzt noch. Auch wenn die Wüstenlandschaft nicht besonders aufregend erschien, war die Tour sehr schön und erlebnisreich, wir machten Halt in einigen ursprünglichen Dörfern und an schönen Wasserstellen und lagerten des Nachts in Dünengebieten, wo wir auf offenem Feuer kochten und unter freiem Sternenhimmel wunderbar schliefen. Bei Tagestemperaturen um die 40 Grad tranken wir fast genau soviel Wasser wie die Kamele.
Wieder per Nachtbus erreichte ich am 09.10. UDAIPUR (gilt als der romantischste Ort Indiens), da die Stadt an mehreren Seen liegt, auch "Lake City" genannt. Hier wohnte ich besonders schön bei einer überaus netten Familie im Dreamheaven-Guesthouse. Vom Restaurant auf dem Dach hatte man den schönsten Blick auf die Altstadt mit mehreren Hindutempeln, riesiger Palastanlage, See und Bergkulisse, und malerisch mitten im Hauptsee liegen 2 jeweils mit einem Palast bebaute Inseln, ein Palast beherbergt heute das Lake-Palace-Hotel und diente in vielen Filmen als Kulisse.

In der Nacht  zum 11.10.  fuhr ich mit dem Bus wieder zurück nach Jaipur und nachmittags mit dem Schlafwagen! (alle anderen Plätze waren ausgebucht) nach Sawai Madhopur, ein nicht gerade traumhafter Ort, bestehend aus 2 großen versifften Straßenzügen, wo sich neben allem anderen Getümmel mehr Schweine als Heilige Kühe aufhalten und sich von den Müllhalden ernähren, aber das macht die Stadt auch nicht viel sauberer. Warum sich trotzdem einige Touristen hierher verirren, ist die Nähe zum Ranthambhore-Nationalpark.

Dieser 1957 gegründete Park war früher bevorzugtes Jagdgebiet der Maharajas aus Jaipur und zählt mit seiner abwechslungsreichen Landschaft mit Seen, Walgebieten und Grasland zwischen schroffen Felsen zu den schönsten Indiens. Neben Rehen, Hirschen, Antilopen, Wildschweinen, Bären, Krokodilen, Affen,... berherbergt der Park heute leider nur noch 30 Tiger. So machte ich mich also auf die Suche, eigentlich mit wenig Hoffnung, und auf zwei Safaritouren sah ich - ihr werdet es kaum glauben - jeweils einen TIGER. Vormittags lief einer gemächlich vor unserem Fahrzeug vorbei und am späten Nachmittag sahen wir einen Tiger beim Sonnenbaden auf einem Felsplateau, halb im Wasser liegend in schöner Abendsonne.

Zwischen den beiden Safariausflügen verbrachten ich die Zeit am Fahrkartenschalter, 2 Stunden im Gedränge, um dann zu erfahren, dass ich keinen Sitz-, bzw. Liegeplatz mehr bekommen kann. Trotzdem ging ich dann nach Mitternacht zum Bahnhof, und bekam in letzter Minute gegen Aufpreis noch einen Liegeplatz. So bin ich also heute morgen mit Sonnenaufgang in Agra angekommen und habe gleich vor dem Frühstuck, 5 Minuten von hier entfernt, das TAJ MAHAL besichtigt. Morgen früh werde ich dann - zum letzten Mal - nach Delhi zurückfahren, um die Weiterreise, entweder direkt per Flug nach Nepal oder mit dem Zug/Bus über Varanasi nach Kathmandu, zu buchen.
Neben allem Schönen, was man hier so erlebt, ist es natürlich auch erschreckend, wie viel Elend man besonders auf den Straßen zu sehen bekommt, und es kostet viele Nerven, die zahlreichen aufdringlichen Bettler, vor allem auch Kinder fernzuhalten. Gleich nach Verlassen dieses Internetshops werde ich wieder von unzähligen Rikschafahrern, Geschäftsleuten und bettelnden Kindern belästigt.

Bis Ende Oktober / Anfang November werde ich per Post (Main Poste Office / Poste Restante / Kathmandu / Nepal) in Nepal erreichbar sein, im Dezember wahrscheinlich in Bangkok (General Post Office / Poste Restante / Bangkok / Thailand). Ansonsten ist es natürlich am einfachsten mit e-mail.
So grüßt euch aus der Ferne,

euer Hartmut.

 

Vom Dach der Welt: Nepal und Tibet


4. Asienrundbrief, Kathmandu, 24.11.2000

Ihr Lieben,

sechs Wochen sind bereits seit dem letzten Rundbrief vergangen, so wird es höchste Zeit für einen neuen. Das inzwischen so viel Zeit vergangen ist und ich mich immer noch hier im hohen Himalaya be-finde, hat seinen Grund, denn der letzte Reiseabschnitt war überschattet von einem sehr unangenehmen Erlebnis, nämlich dem Verlust meiner wichtigsten Reiseunterlagen: Visakarte, Flugticket und viel Bargeld und damit verbunden vielen nachfolgenden Unannehmlichkeiten. Aber dazu später und zurück zum eigentlichen Reisebericht:

Nach meinem Aufenthalt in Agra mit Besichtigung des berühmtesten indischen Bauwerks, dem Taj Mahal war ich noch 2 Tage in Delhi, wohnte dort im Hare Krischna Guesthouse mit gutem Thairestaurant auf der Dachterrasse und besichtigte dort noch einige besondere Bauwerke, besonders beeindruckte mich der Baha'i-Tempel, der in Form einer Lotusblüte konzipiert wurde und viel Harmonie und Ruhe ausstrahlt.

Am 16.10. flog ich dann mit Royal Nepal Airlines nach Kathmandu. Seit meinen letzten Aufenthalten 1990 und 1991 hat sich besonders im touristischen Viertel "Thamel" viel verändert. Dort reihen sich inzwischen dicht gedrängt unzählige Touristengeschäfte, Restaurants, Guesthouses, Reisebüros und seit neuestem auch Internet-Cafés. Es ist dort täglich bis spät in den Abend ein Gedränge fast wie bei einem Volksfest, dazwischen tummeln sich Straßenhändler, Rikschafahrer und natürlich auch einige Bettler, vor allem bettelnde Kinder und Drogenhändler.

In den folgenden Tagen besuchte ich in Erinnerung an meine früheren Nepalbesuche nochmals die schönsten Tempelanlagen im Kathmandutal. Da ich nicht über jeden einzelnen Tag ausführlich berichten kann, beschreibe ich mal einen besonders interessanten Ausflug im Stadtgebiet von Kathmandu vom 19.10. (Auszug aus einem Brief):

"Nach einem gemütlichen Frühstück auf der Dachterrasse meines Hotels fuhr ich mit einem gemieteten Moutainbike - mit sogar 21 Gängen - zunächst zum bedeutendsten Hindutempel am Bagmatifluss, wo sich zahlreiche, weißgepuderte Sadhus aufhalten, die anscheinend nur noch vom Fotogeld der Touristen leben, zwischenzeitlich durch-querte eine 50-köpfige Affenbande den Tempelbezirk, und an den Ghats brannte noch ein Feuer von einer Verbrennungszeremonie. Während ich dort weilte, wurden noch zwei Verstorbene zu den Ghats getragen, das eine Mal mit viel Schmuck und Trommelmusik, das andere Mal mit viel Gejammer, und von einer erhöhten Dachterrasse aus konnte ich die ganze Zeremonie genauer beobachten. Einige Kilometer entfernt besuchte ich dann noch das tibetische Viertel Bodnath mit einem riesigen Stupa, und bei einem Klosterbesuch erlebte ich das erste Mal eine tibetische Puja, etwa 25 Mönche saßen in zwei Reihen rechts und links vom Mittelgang mit Instrumenten und brummelten mit tiefen Stimmen Gebete im Rhythmus der Trommeln (2 sehr große und etwa 7 kleine), und ritornellartig wurden Becken dazu geschlagen, ab und zu in einige langgezogene Posaunen geblasen (nur 2 Töne im Quintabstand), sodass der ganze Tempelraum erbebte. Musikalischer Höhepunkt war - zum Glück sparsam eingesetzt - das Gedudel von einigen nicht gestimmten oboenähnlichen Instrumenten. Während der gesamten Zeit liefen zwei Mönchsknaben dabei ungeniert durch die Gänge, um mit einfachen Handbesen, bestehend aus langen Gräsern, den Boden zu reinigen."

Für den 21.10 hatte ich ursprünglich eine 8-tägige Tibetreise gebucht, aber da ich gerade am Abend nach einer Busfahrt in der Nähe von Kathmandu das unglückselige und immer noch für mich unerklärliche Verschwinden meiner Zahlungsmittel entdeckte, muss-te ich die Reise um drei Tage auf den nächstmöglichen Termin verschieben.

So flog ich mit einer Reisegruppe von 15 Personen am 24.10. nach Lhasa, hatte mir noch kurz vor dem Abflug hartnäckig einen Fen-sterplatz auf der linken Seite ergattert und war bei den grandiosen Aussichten auf die Himalayakette und das Hochland von Tibet den ganzen Flug über mit Fotografieren beschäftigt. Auch ein neben mir sitzendes, betagtes amerikanisches Ehepaar reichte mir abwech-selnd drei verschiedene Kameras zum Fenster herüber. Während des gesamten Tibetaufenthaltes begleitete uns zum Glück ein junger tibetischer Führer, und ein Bus samt Fahrer stand uns die ganze Zeit zur Verfügung. Zwei Tage wohnten wir in der "verbotenen Stadt" Lhasa in einem angenehmen Hotel am Rand der tibetischen Altstadt. Dieses rein tibetische Viertel, ohne Autoverkehr, ist ringförmig um das älteste Kloster Jokhang angelegt, und tagsüber, vor allem in den Abendstunden, promenieren tausende Pilger aus ganz Tibet, darunter auch zahlreiche Mönche durch die Marktstraßen um den heiligen Klosterbezirk.

Am beeindruckensten ist natürlich der Anblick des mächtigen Potala, der Winterpalast der Dalai Lamas, 117 m hoch mit 13 Stockwerken und 1000 Räumen, bestehend aus dem Weißen und dem Roten Palast. Der Weiße Palast war Arbeitsplatz und Domizil des Dalai Lama, wo wichtige politische Aktivitäten stattfanden. Im Roten Palast stehen vergoldete Stupas mit den sterblichen Überresten der Dalai Lamas sowie Hallen für Ahnenverehrung und Gebetszeremonien. Leider ist der gesamte Palastbezirk heute nur noch Museum, für Touristen täglich zugänglich, die Einheimischen dürfen ihn nur an zwei Tagen der Woche besuchen und nur in entgegengesetzter Laufrichtung. Glücklicherweise hatten wir so einen allgemeinen Besuchstag erwischt und konnten auf diese Weise die Zeremonien der Tibeter, wie Verbeugungen, Niederknieen vor Heiligtümern und Opferungen von Geld und Butter (für die Butterlampen) mitverfolgen.

Desweiteren besuchten wir den Sommerpalast Norbulingka, inmitten eines Parks gelegen, wo noch zwei ältere Paläste aus dem 17. Jahrhundert vorhanden sind und ein neuerer Palast, in dem der jetzige (14.) Dalai Lama von 1954-59 residierte und sahen auch das Zimmer, von wo er 1959 aus dem Fenster entfloh. Am zweiten Tag besichtigten wir noch eine der größten, aber teilweise zerstörten Klosteranlagen der Gelbmützen aus dem 15. Jahrhundert, früher lebten hier 8000 Mönche, heute nur noch etwa 800.

In den nächsten fünf Tagen waren wir überwiegend mit dem Bus unterwegs, größtenteils auf Naturpisten mit etlichen schwierigen Passagen und fuhren über Gyantse (bedeutende Klosteranlage, von 16 Klöstern, aber nur noch 2 erhalten), Shigatse mit einem der größten Klosteranlagen der Gelbmützen und Sitz des Pänchenlama (Seitenlinie der Dalai Lamas). Der jetzige 11. Pänchenlama wurde als Knabe von den Chinesen verschleppt, und diese setzten stattdessen einen eigenen ein, der allerdings vom tibetischen Volk nicht anerkannt wird. Unglaublich! Sehr beeindruckend erlebten wir dort eine Abendzeremonie der Gelbmützen mit lautem Gesang und anschließendem Buttertee.

Am nächsten Tag fuhren wir über den höchsten Pass mit 5200 m Hö-he und hatten von dort und auch im Übernachtungsort Tingri einen fantastischen Blick auf den Mt. Everest und die Cho Oyu-Gruppe. Am folgenden Tag überquerten wir dann den letzten Pass (5050m) mit überwältigendem Blick auf eine ganze Reihe von 6-, 7-und 8-Tausendern und durchquerten dann im tief eingeschnittenen Durch-bruchstal des Sun Khosi die gesamte Himalayakette. Hinter der chinesischen Zollgrenzstation wurden wir dann wie Vieh in einen hinten offenen LKW verladen und auf einer 20 km langen Holperstrecke durch Niemandsland kräftig durchgeschüttelt. Umso angenehmer war dann wieder die luxuriöse Fahrt in einem nepalesischen Bus zurück nach Kathmandu.

Trotz aller Naturschönheiten und der vielen überwältigenden Sehenswürdigkeiten hat mich vieles, was ich in Tibet gesehen und erlebt habe, auch traurig gestimmt, zumal ich vor und nach der Reise die Memoiren des Dalai Lama ("My land and my people") gelesen habe. Inzwischen ist der Anteil der chinesischen Bevölkerung auf über 60% angewachsen und nimmt weiter zu, und die Chinesen haben in allen größeren Siedlungen eigene Viertel hochgezogen, die aber überhaupt nicht in die Landschaft passen. Die tibetische Bevölkerung ist zudem durch wesentlich schlechtere Schulbildung und kaum Aufstiegschancen stark benachteiligt. Ich habe das Gefühl, dass die chinesische Regierung weiterhin versucht, die tibetische Kultur so nach und nach ganz zu vernichten.

Es ergab sich gerade so, dass ich genau an meinem Geburtstag von Tibet nach Kathmandu zurückkehrte, übrigens der längste Geburtstag meines bisherigen Lebens (+2 1/4 Stunden) und fand am Nachmittag eine ganze Menge Geburtstagspost, überwiegend als E-mails vor - vielen Dank allen Schreibern. Aber die Hoffnung, dass meine neue Visakarte inzwischen eingetroffen sein könnte, schlug in Ärger um, als ich erfuhr, dass die Karte noch nicht einmal von meiner Bank losgeschickt worden war. So blieb ich weitere acht Tage in Kathmandu, wanderte täglich hoffend zum Hauptpostamt, um die Plastikkarte vorzufinden, aber daraus wurde eher eine endlose Geschichte.

Am 8.11. hielt ich es nicht mehr länger aus, ließ mir von meiner Bank über Western Union Geld schicken und verreiste erst einmal für 12 Tage nach Pokhara, 200 km westlich von Kathmandu. Dort vergaß ich meinen Ärger für eine Weile, wanderte 5 Tage von 1000 m zum Annapurna Basecamp in 4200 m Höhe und wieder zurück, normalerweise eine Trekkingtour für 8 Tage, spürte beim Rückweg auch meine schmerzenden Knie.

Drei weitere Tage verbrachte ich auf einer besonders erlebnisreichen Whitewater Rafting-Tour. Dies war ein besonderes Vergnügen. Mit internationalem Sixpack (2 Mädchen aus Belgien und Schweiz, 3 Herren aus England, franz. Schweiz und Israel und ich) paddelten wir den heiligen Kali Gandaki-Fluss hinunter mit zahlreichen Strom-schnellen der Stärke 3 und 4 (ab 5 wirds erst richtig gefährlich und Stufe 6 gibt es schon gar nicht mehr), die wir dank unserem nepale-sischen Bootsführer bestens meisterten. Nur einmal ging eines der Mädel kurz über Bord. Ein Schlauchboot einer anderen Gesellschaft kenterte vollends - aber nur der Bootsführer musste wegen einer Verletzung ausgewechselt werden. Zusätzlich begleiteten uns ein sogenanntes "Küchenboot", von nur einem gerudert, mit allen Essensvorräten und zwei einzelne Kayakfahrer, die als Rettungsmannschaft, gleichzeitig aber auch zum eigenen Training uns umkreisten. On the riverbanks mit schönem Sandstrand schlugen wir unsere Lager auf mit Zelten, Lagerfeuer und viel Spaß.

Am 21.11. kehrte ich nach Kathmandu zurück, und glaubte fest daran, dass die Kreditkarte inzwischen wohl eingetroffen sein müsste, aber wieder war alle Hoffnung umsonst. Mit der Registernummer des Einschreibens ging ich schließlich gestern zum letzten Mal zum Postamt und konnte in Erfahrung bringen, dass die Sen-dung am 03.11. den Frankfurter Flughafen verlassen hatte, mein Einschreiben mit etlichen anderen Briefen nach Aussage einiger Postangestellter in der Sammelpackung aber gefehlt habe. So war ich seit gestern wieder am Rotieren, mit regem Briefwechsel mit meiner Bank, aber wenig Erfolg. Heute tauchte ein Rettungsengel auf, eine Schweizerin, die ich seit der Pokhara-Tour einige Male getroffen hatte, bot mir an, mir 800 Dollar-Travellercheques über ihre Visakarte auszustellen und zusätzlich bestellte ich noch nepalesische Rupies über Western Union. So werde ich morgen das in-zwischen leidige und kalte Hochland von Kathmandu verlassen, mich wenige Tage im Royal Chitwan Nationalpark erholen und dann über Varanasi nach Kalkutta weiterreisen. Von dort werde ich versuchen, am 02.12. einen Flug über Bangladesch nach Myanmar zu bekommen, und am 17. oder 24.12. einen Weiterflug nach Bangkok. Dort wird die unendliche Geschichte mit der Visakarte hoffentlich doch ein Ende finden.

In den nächsten Wochen werde ich wahrscheinlich nur an wenigen Plätzen (Varanasi + Kalkutta) das Internet benutzen können. Trotzdem freue ich mich weiterhin über viel Post und grüße euch aus der Ferne ganz herzlich,

euer Hartmut.

 

Weihnachtsgruß aus Bangkok

Nordindien (Varanasi & Kalkutta) und Myanmar

 

5. Asienrundbrief, Bangkok, 18.12.2000

Liebe Familienangehörige, liebe Freunde,

wieder liegt ein Reiseabschnitt hinter mir - diesmal mit mehr Glück und vielen schönen Erlebnissen - von Kathmandu zum Chitwan-Nationalpark in Südnepal, mit Bus und Zug nach Varanasi und Kalkutta in Nordindien, mit dem Flieger über Dhaka (Bangladesh) nach Yangon, von dort 2-wöchige Rundreise durch Myanmar und gestern Ankunft in Bangkok. Seit meiner Myanmar- (Birma-) Reise habe ich übrigens einen Affen im Reisegepäck, aber dazu später.

Etwa 30 E-mails sind inzwischen wieder zu meiner großen Freude eingetroffen - herzlichen Dank!

Am 25.11. habe ich nach 5-wöchigem Nepalaufenthalt die immer kühler werdenen Höhen des Himalaya endlich verlassen und fuhr mit einem Bus mit reduziertem Gepäck (diesmal kein Diebstahl, sondern 6 kg habe ich am Abend zuvor noch heimgeschickt) zum Royal Chitwan-Nationalpark nahe der indischen Grenze. Seit meinem Au-fenthalt dort vor 10 Jahren hat sich das einfache Bauerndorf Sauraha zu einem angenehmen Touristenort entwickelt. Vom Rücken eines Elefanten aus hatte ich das Glück, zwei der seltenen indischen Panzernashörner (Mutter und Kind) im Morgengrauen erspähen zu können, nachmittags bei einer Bootstour sahen wir etliche Krokodile und viele Vogelarten.

Die Weiterreise von hier nach Varanasi war wieder etwas abenteuerlich. Als ich spät abends mit dem Bus an die nepalesisch-indische Grenze kam, waren die Passkontrollstellen schon geschlossen und so konnte ich den schon gebuchten Nachtzug nach Varanasi nicht mehr erreichen. Und so begab es sich, dass ich im einzigen Guesthouse dort übernachten musste und, da sie keinen Platz in der Herberge hatten (klingt schön weihnachtlich), schlief ich mit den Angestellten im selben Raum auf dem Fußboden.

Am nächsten Tag erreichte ich schließlich nach zwei längeren Zugfahrten die heilige Stadt Varanasi (liegt zwischen den Gangeszuflüssen Varuna und Asi, die Briten haben dies als Benares missverstanden) und fand auch hier erst nach längerem Suchen nach Mitter-nacht eine Bleibe. Am Tag darauf zog ich in das sehr angenehme "Shiva-Guesthouse" um, nahe der Ghats (Treppenstufen zum Ganges) und nur zu Fuß durch die Gassen der Altstadt erreichbar und konnte schon morgens von meinem Fenster aus die Affen über die Dächer und Gassen springen sehen. Die ehemaligen Dachterrassenlokale sind kaum noch in Betrieb, da die frechen Tiere diese kulinarischen Stätten wohl zu oft als Selbstbedienungsrestaurants missbraucht haben.

Varanasi zählt zu den ältesten und auch heiligsten Städten Indiens. "Kein Ort spiegelt in derart konzentrierter Form die einzigartige Viel-falt und Widersprüchlichkeit des indischen Lebens wieder. Geburt und Tod, unbändige Lebensfreude und meditative Versenkung, von Abfällen und Tierexkrementen übersäte Altstadtgassen und goldverkleidete Tempel, erbärmlich entstellte Bettler und schillernde Saris, offene Scheiterhaufen und heitere Sitarmusik - alles erscheint gleichzeitig und auf engstem Raum zu geschehen ... Varanasi ist so bunt, grell, laut, spirituell und marktschreierisch wie das Land selbst." (aus einem Indienreiseführer)

An jedem Morgen der drei Tage ließ ich mich bei Sonnenaufgang auf dem Ganges entlang der hochaufragenden Altstadt fahren und konnte im stimmungsvollen Morgenlicht sehen, wie die Pilger ihre rituellen Bäder im Angesicht der aufgehenden Sonne nahmen, Frauen Wäsche wuschen und weiter flussabwärts wurde der Blick frei auf die Hauptverbrennungsplätze, hier brennen die Feuer 24 Stunden, bis zu 50 Tote werden hier täglich eingeäschert, bevor sie den Weg in eine der vielen Wiedergeburten antreten.

Bei der Fahrt durch die schmutzigen Fluten des Ganges tauchen immer wieder Tierkadaver oder Leichenteile von Menschen auf (verstorbene Sadhus, Kinder und Leprakranke werden z. B. nicht verbrannt, sondern direkt in den heiligen Fluss geworfen). An zwei Abenden erlebte ich am Hauptghat eine besonders stimmungsvolle Zeremonie mit Kerzenschein direkt am Fluss. Ein Priester schwenkte alle möglichen Gegenstände im Rhythmus von Trommel- und Glockenschlägen und Hunderte von brennenden Kerzen schwammen dabei in kleinen geflochtenen Schalen den Ganges hinunter.

Während dieser Zeremonie musste ich am 30.11. die faszinierende Stadt verlassen und fuhr über Nacht im Liegewagen eines "Expresszuges" (20 1/2 Stunden für 775 km, ca. 13 DM) nach Kalkutta. Mit über 12 Mio. Einwohnern gehört sie zusammen mit Delhi zu den 7 umweltbelastetsten Städten der Erde. Schon Mahatma Gandhi be-zeichnete sie als "Pestbeule Indiens" und noch krasser ausgedrückt nach Günther Grass: "Warum nicht ein Gedicht schreiben über einen Haufen Scheiße, wie Gott ihn fallen liess und Kalkutta nannte. Wie es wimmelt, stinkt und lebt und immer mehr wird." Da ich in einer Touristenstrasse im kolonialen Zentrum der Stadt wohnte, empfand ich es nicht gar so schlimm. Aber die Bettler waren hier so aufdringlich wie an keinem anderen Ort und abends füllten sich die Gehwege mit den Nachtlagern der Obdachlosen (insges. über 1 Mio.).

So war ich froh, am nächsten Morgen noch einen Weiterflug für denselben Tag mit Bangladesh Airlines buchen zu können und flog abends in nur 25 Minuten nach Dhaka, wo ich über Nacht in einem vornehmen Hotel einquartiert wurde, und am nächsten Morgen flogen wir in 90 Minuten weiter nach Yangon (früher Rangun). Viele Städte- und Flussnamen wurden 1989 von der Regierung geändert, so auch Birma in Myanmar umbenannt, um nicht die ethnische Mehrheit der Birmanen vor den Hunderten von anderen Volksgruppen zu bevorzugen. Obwohl im Jahr 1990 eine demokratische Partei mit großer Mehrheit gewählt wurde, hat sich die sozialistische Militärregierung bis heute geweigert, die Macht abzugeben und hat die Wunschkandidatin des Volkes Aung San Suu Kyi (Friedensnobelpreis 1991) jahrelang unter Hausarrest gestellt. Aber abgesehen von diesen politischen Wirrnissen, unter denen das Volk bis heute zu leiden hat, ist Myanmar ein wunderschönes Reiseland mit vielen landschaftlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten (unzählige, z.T. vergoldete Pagoden und Tempel) und vor allem mit einer auffallend aufgeschlossenen und liebenswerten Bevölkerung.

Bei der Ankunft am Flughafen muss jeder Tourist zunächst 200 US-Dollar im Verhältnis 1:1 in FEC (Foreign Exchange Certificates), eine Art Monopoly-Spielgeld umtauschen, damit kann man die Hotelübernachtungen oder die recht hohen Eintrittsgelder der Sehenswürdigkeiten bezahlen, ansonsten ist es üblich, Dollars zu recht günstigem Kurs auf der Straße schwarz zu tauschen. Als ich nach meiner Ankunft in Yangon mit einem Franzosen zusammen ein Guesthouse aufsuchte, traf ich voller Überraschung einen Bekannten aus Schlüchtern (Sven Möller aus Hohenzell), den ich seit ca. 12 Jahren kenne und mit dem ich schon etliche Male Reiseerfahrungen ausgetauscht hatte und trafen uns danach zusammen mit seiner Freundin an 2 Abenden zum Essen mit gutem Bier. In Yangon besichtigte ich vor allem die 100 m hohe, goldene Shwedagon-Pagode, die wiederum von zahlreichen Tempeln und Stupas umgeben ist. Auf einer 2-Tagestour besichtigte ich die berühmte "balanzierende Pagode" auf dem goldenen Felsen (leider durch Baumaßnahmen mit Gerüsten umgeben) und den Ort Bago mit der höchsten goldenen Pagode (115 m), einer über 1000 Jahre alten liegenden Buddhafigur von 55 m Länge, und in einem Kloster konnten wir beobachten, wie ca. 1000 junge Mönche zum Mittagessen anstanden und dann in einer riesigen Halle lautlos speisten.

Auf einer anschließenden 10-Tages-Tour mit etlichen Nacht-Busfahrten wohnte ich 2 Tage am Inle-See mit Pfahldörfern, schwimmenden Gärten und farbenfrohen Märkten und 3 Tage in Mandalay mit interessanten Ausflügen per Taxi, Bus und Boot, immer wieder mit wechselnden Reisegefährten. Bei der Bootstour nach Mingun sahen wir außer zahlreichen alten Pagoden auch die größte, intakte, hängende Glocke aus dem Jahr 1790 (4 m hoch, 90 t schwer). Der Glockengießer wurde allerdings nach Vollendung seines Meisterwerks vom König hingerichtet, damit er nicht noch einmal ein so großes Exemplar gießen konnte.

Von Mandalay aus erreichte ich auf einer 17-stündigen Schiffsreise den riesigen Ayeyarwady-Fluss hinab die alte Königsstadt Bagan, wo ich in 2 Tagen mit Pferdekutsche und Fahrrad einen Teil der ca. 5000 Ruinen (Palastanlagen und Pagoden) besichtigte. Am letzten Abend ging ich dort mit einem Reisegefährten, der als Zimmerer immer ein halbes Jahr arbeitet und ein halbes Jahr herumreist, in ein Restaurant mit (kostenloser) Marionettentheatervorführung. Als der 20-jährige Puppenspieler hinterher an unserm Tisch saß, stellte sich heraus, dass er ohne Eltern hier lebt und die kleine Bühne sein einziges Zuhause ist. Und da er mit nur einem T-Shirt fröstelnd dahockte, lieh ich ihm meine Jacke und kaufte am nächsten Tag mit ihm einige wärmere Kleidungstücke. Er war so überglücklich, dass er mir von seinen zwei eigenen Marionetten eine schenkte. Diese stellt den Affenkönig (Hanuman) dar und wurde von ihm selbst angefertigt. N-türlich habe ich mit allen Mitteln versucht, ihn von diesem aufopferungsvollem Geschenk abzuhalten, aber es war nicht möglich. So habe ich nun diesen Affen im Gepäck und werde wohl doch noch ein Paket nach Hause schicken müssen.

Gestern bin ich schließlich in Bangkok angekommen und wohne mit 3 anderen Travellern im Touristenviertel in der Nähe der Khaosan Road, wo ich schon auf früheren Reisen einige Male gewohnt habe und werde vielleicht schon heute oder in den nächsten Tagen meine neueste Visakarte überreicht bekommen, denn Bernd Kreher ist mit einem Studienfreund auf dem Weg nach Thailand.

Meine weitere Reiseroute liegt noch nicht endgültig fest, entweder werde ich mit den beiden zusammen zu einem Strandurlaub nach Südthailand weiterreisen oder von hier aus noch nach Laos und / oder Kambodscha zu einer Rundreise aufbrechen.

Inzwischen habe ich hier in Thailand wieder richtig tropisches Klima erreicht und genieße das gute thailändische Essen. Die richtige Weihnachtsstimmung ist hier trotz einiger geschmückter Weihnachtsbäume in den Hotels natürlich nicht zu spüren.

Umso mehr wünsche ich euch ein frohes und gesegnetes Weih-nachtsfest, erholsame Weihnachtsferien und einen guten Rutsch ins Neue Jahr und grüße euch ganz herzlich,

euer Hartmut.

 

Neues aus Thailand und Laos


6. Asienrundbrief, Chiang Kong, 21.01.2001

Ihr Lieben,

seit meinem letzten Rundbrief sind inzwischen wieder 5 Wochen vergangen und in weiteren 5 Wochen werde ich schon wieder - wenn auch nur für begrenzte Zeit - unter euch weilen. Und da ich mich gerade an einem besonders ruhigen und friedlichen Ort am Mekong-Fluss in Nordthailand aufhalte, nutze ich die Zeit am sonnigen Sonntagmorgen zum Schreiben.

Nach meiner Rückkehr aus Myanmar verbrachte ich 5 Tage in Bangkok und erwartete dort neben 2 neuen Reisegefährten aus der Heimat (Bernd Kreher und Christian Eck) auch meine neue, lang ersehnte Visakarte. Immerhin bin ich ca. 2 Monate lang - dank der Hilfe einiger lieber Menschen - ohne diese Plastikkarte ausgekommen.

Nach einigen Sightseeing-Touren in der Hauptstadt Thailands verbrachten wir zusammen 10 Tage über Weihnachten bis Neujahr an einigen besonders schönen Stränden Südthailands, die ich von 3 früheren Reisen schon kannte: auf der Halbinsel Aow Phra Nang mit 3 Stränden zwischen malerischen Kalkfelsen mit Höhlen und einer Lagune zum Hinabklettern!, nur per Boot erreichbar, und auf der Insel Koh Phi Phi mit der Mayabay, die durch den Film "The Beach" leider weltweit bekannt wurde. Nach den z. T. doch sehr anstrengenden Reisen empfand ich diese Zeit für mich wie eine Art Urlaub. Die Tage vergingen mit Baden am Strand, Bootstouren, Schnorcheln (dabei einem Hai begegnet!), Lesen, leckerem Thaifood und endeten oft spät in der Nacht mit Strandparties, besonders schön das Feuerwerk an Sylvester am menschengefüllten Strand von Koh Phi Phi. Durch den inzwischen so hohen Bekanntheitsgrad haben beide "Strandparadiese" einiges an Attraktion verloren, viele Bungalowanlagen sind viel zu dicht bebaut, die Preise sind deutlich überzogen und haben damit auch das Publikum wechseln lassen, und die sonst so bekannte Freundlichkeit der Thais ist hier kaum noch zu ver-spüren. An der so malerisch gelegenen Mayabucht, wo ich vor Jahren fast allein den Strand besuchte, liegen nun täglich bis zu 50 Touristenboote dicht gedrängt nebeneinander.

Am Neujahrstag brachen wir gemeinsam von Koh Phi Phi auf und fuhren mit Boot und Bus über Krabi nach Surat Thani, Bernd und Christian fuhren mit dem Nachtboot weiter zur Insel Koh Pha Ngan (nördlich von Koh Samui) und ich mit dem Nachtbus zurück nach Bangkok. Nach einem Tagesaufenthalt in der touristischen Khaosan Road reiste ich dann auch gleich mit dem nächsten Nachtbus weiter nach Chiang Rai in Nordthailand, um nach Laos einzureisen.

In Chiangrai bin ich dann doch länger geblieben als geplant. Von einem Traveller erhielt ich den Tip, ein paar Tage im Guesthouse eines Bergstamm-Dorfes wohnen zu können. Und so fuhr ich mit einem Kleintransporter knapp 30 km zu dem Akha-Bergdorf und blieb dort zwei Tage. Mit 4-8 Reisenden wohnten wir dort in einfachen, grasgedeckten Häusern bzw. Bungalows am Rande des Dorfes; Treffpunkt auch mit einigen Dorfbewohnern war ein offenes Restau-rant mit schönem Blick über die Berge, die z.T. mit Dschungel bedeckt sind. Von dort aus wanderte ich nach mehr oder weniger genauen Wegbeschreibungen in nur 10 Minuten zu einem Wasserfall und dann weiter auf Dschungelpfaden zu 2 Dörfern anderer Stämme bis zu einigen Mohnfeldern. Nach zwei Tagen verließ ich das nette Akhadorf und wanderte in einer Stunde zum Maekok-Fluss hinunter, zunächst zu einem Elefantencamp und weiter zu einer heißen Quelle mit 67 Grad C. In einem zweiten, etwas kühlerem Pool verbrachte ich einige Zeit und fuhr später mit einem Longtail-Boot den Fluss hinunter zurück nach Chiang Rai.

Am nächsten Tag war ich mit einem kleinen Motorrad unterwegs und fuhr ca. 200 km in die Berge nahe der birmesischen Grenze, besichtigte die königliche Villa der überaus beliebten Königsmutter. Sie hatte dieses Gebäude erst mit 88 Jahren erbauen lassen, vor etwa 5 Jahren ist sie im Alter von 95 Jahren gestorben. Während sonst in Thailand überall der König in riesigen Bildern präsent ist, sind hier im Norden nur Bilder von ihr zu sehen. Gegen Mittag erreichte ich Mae Sai, den nödlichsten Ort Thailands mit Grenzübergang nach Myanmar und fuhr dann noch zum "Goldenen Dreieck" am breiten Me-kong-Fluss, dem Dreiländereck von Myanmar, Laos und Thailand.

Am 8. Januar überquerte ich von Chiang Kong aus den Mekong-Grenzfluss (selbe Farbe wie der gleichnamige Thai-Whisky) und erreichte mein nächstes Reiseland LAOS. Zwei Tage fuhr ich mit einem Slow-Boat, dichtgedrängt mit ca. 40 Travellern, den Mekong flussabwärts nach Luang Prabang und übernachteten unterwegs in einem kleinen Dorf am Flussufer. Der Mekong hat in der reizvollen, grünen Gebirgslandschaft ein schmales Durchbruchstal geschaffen mit relativ steilen Uferböschungen, zahlreichen Felsklippen, dazwischen immer wieder Sand- und Lössablagerungen und etliche Stromschnellen, in denen das Boot einige Male ganz schön ins Schleudern geriet. Nach zwei Tagen erreichten wir schließlich die ehemalige, königliche Hauptstadt Luang Prabang mit über 30 wun-derschönen buddhistischen Tempelanlagen und vielen Gebäuden aus der französischen Kolonialzeit.

Von hier aus unternahm ich mit netten Reisegefährten zwei Bootsausflüge zu einem Wasserfall mit Kalksinterterrassen und einem Pool zum Baden und zu zwei Höhlen, die mit ca. 4000 älteren Buddhafiguren gefüllt sind.

Über einen Nebenfluss des Mekong gelangte ich zu dem besonders schönen Dorf Muang Ngoy mit freundlichen Bewohnern (in den letzten 2 Jahren sind hier 5 Guesthouses entstanden - auch hier ist die touristische Entwicklung kaum noch aufzuhalten), wanderte dort zu einem sehr ursprünglichen Dorf und badete am Strand des Flusses im klaren Wasser.

Eigentlich hatte ich vor, mich von hier aus nach Süden zu wenden und von der Hauptstadt Vientiane aus nach Kambodscha zu fliegen, um die berühmten Ruinen von Angkor Wat zu besichtigen. Als mir aber ein Italiener von dem chinesischen Neujahrsfest erzählte, das am 24.01. vor allem auch in Nordthailand besonders gefeiert wird, änderte ich über Nacht meine Pläne und fuhr zwei Tage mit einem Bus, besser gesagt einem Truck mit zwei schmalen Sitzreihen auf schlechtester Piste nach Muang Sing im äußersten Nordwesten von Laos, nahe der chinesischen Grenze. Hier erlebte ich einen besonders farbigen Markt, der frühmorgens von verschiedenen Bergstämmen besucht wird und wanderte auch zu einigen Bergdörfern.

Am 19.01. begab ich mich mit 3 anderen Rucksackreisenden auf die Rückreise nach Thailand, zunächst 3 Stunden mit einem Truck zum Mekong-Fluss und flitzten dann weitere 3 Stunden mit einem fürchterlich lauten Speed-Boot über die Fluten des Grenzflusses zwi-schen Laos und Myanmar bzw. Thailand zum Ausgangspunkt meiner Laosrundreise zurück. Gerade bei Sonnenuntergang verließ ich das reizvolle Land mit seinen besonders freundlichen Menschen, über-querte zum letzten Mal den Grenzfluss und wurde in dem mir schon bekannten Guesthouse in Chiang Kong freundlich empfangen. Hier herrscht eine solche friedliche und angenehme Atmosphäre, dass ich einige Tage hängengeblieben bin, nutzte die Zeit zum Wäschewaschen, Besuch beim Frisör (das letzte Mal in Rajasthan) und übte mich mit Hilfe des Guesthousebeitzers im Thaikochen. Gestern bereiteten wir 2 Gerichte zu (Fried Chicken with Cashewnuts, Green Curry) und verzehrten die Leckereien auch gemeinsam. Abends gabs für nur 4 Gäste ein besonderes Barbecue mit Fleisch-Gemüse-Spießen, und heute abend wollen sie für mich (z.Zt. einziger Gast) ein Koreanisches Barbecue bereiten.

Morgen früh werde ich voraussichtlich über Chiang Mai nach Pai (in Richtung Mae Hong Son) aufbrechen, um dort das chinesische Neujahrsfest mitzuerleben, weitere Bergdörfer zu besuchen und evtl. an einem Thai-Kochkurs teilzunehmen. Ob dann noch genügend Zeit bleibt, von Bangkok aus die Ruinen von Angkor Wat zu besichtigen, bleibt fraglich, denn für den 05.02. ist mein Weiterflug von Singapur nach Sri Lanka gebucht.

Aber all das werdet ihr im siebten und letzten Rundbrief erfahren können. Und so grüße ich euch bis dahin ganz herzlich,

euer Hartmut.

 

Thailand - Singapur - Sri Lanka


7. Asienrundbrief, Hikkaduwa, 22.02.2001

Liebe Abonnenten meiner Reisestory,

heute am 180. und letzten Tag meiner Asientour schreibe ich also den 7. und (vorerst) letzten Reiserundbrief. Folgende Daten habe ich zusammengerechnet:

Mit insgesamt 11 Flügen: 4x Emirates, Indian-, Royal Nepal-, South West China-, 2x Biman (Bangladesh), Thai- und Silk-(Singapore)- Airlines bin ich umhergejettet, habe 9 Länder bereist, saß ca. 350 Stunden im Bus (16 Nachtfahrten), 45 Stunden im Zug, 50 Stunden im Schiff, 3 Tage auf dem Kamel, 10 Tage zu Fuß auf Trekkingtour im Himalaya, 2 Tage ein Auto und 21 Tage ein Motorrad gemietet,... 250 E-mails empfangen und 80 Diafilme verknipst,... mindestens 160 Sonnentage (ohne Regen),...da kommt schon so einiges zusammen.

Erst im Verlauf meiner Reise ist mir aufgefallen, dass ich – abgesehen von Dubai und Singapur - ausschließlich in buddhistisch geprägten Ländern unterwegs war, noch dazu in den 7 wichtigsten Kernländern dieser Religion. Ein Grund für die Auswahl dieser Länder könnte auch sein, dass die Menschen durch den Buddhismus auffallend positiv beeinflusst werden und das Reisen in diesen Ländern besonders angenehm ist.

Nun aber zurück zum eigentlichen Reisebericht der letzten Etappe:

Nach meinem 12-tägigen Aufenthalt in Laos war ich nochmals einige Tage in Nordthailand unterwegs, erreichte über Chiang Mai den Gebirgsort Pai. Dort erkundete ich die reizvolle Landschaft mit einem Motorrad und nahm an einem Thai-Kochkurs teil, fuhr dann weiter bis Mae Hong Son an der burmesischen Grenze, wo ich vor 10 Jahren schon einmal auf Trekkingtour war und kehrte mit dem Flugzeug nach Chiang Mai und mit einem Nachtbus nach Bangkok zurück. Bei der dortigen Hitze entschied ich mich, anstatt die alten Tempelanlagen von Angkor zu besichtigen, doch lieber noch einge Tage auf abgelegen Inseln zu verbringen und so fuhr ich für 4 Tage zu den traumhaften und noch relativ wenig besuchten xxx-Inseln (besser, ich verrate den Namen nicht, sonst treffe ich euch alle in einem meiner nächsten Urlaube dort wieder) im Andamanischen Meer. Auf nur 2 von den 9 Inseln kann man z. Zt. in einfachen Camps übernachten - eine Nacht schlief ich an Deck unseres Bootes - und die Unterwasserwelt ist hier einfach einzigartig. Am letzten Tag begegnete mir beim Schnorcheln eine Schildkröte, und ich schwamm mit ihr zusammmen etwa 15 Minuten durch die halbe Bucht.

Von diesen Inseln reiste ich weiter zur Touristeninsel Phuket, denn von hier hatte ich meinen Weiterflug nach Singapur gebucht. Von Phuket Town aus besuchte ich die besonders berühmte Patong Beach, um wenigsten einmal auf dieser Reise so richtig im Tou-ristenrummel einzutauchen. So viele Menschen und Strandschirme in einer Bucht habe ich noch an keinem Platz der Erde gesehen - einfach abschreckend ! ! !

Am 3. Februar erreichte ich dann (ich glaube zum 5. Mal) die Wirtschaftsmetropole Singapur und bummelte 1 1/2 Tage auf bekannten Pfaden durch die Stadt und durch einige supermoderne Shoppingcenter, traf mich dort an einem Abend auch mal wieder mit einem Bekannten aus Schlüchtern (Peter Berhorst, derzeit dort auf Jobsuche als gelernter Koch) und flog am 05.02. zu meinem letzten Reiseziel - zum 11. Mal - nach Sri Lanka (fast schon meine 2. Heimat).

In Hikkaduwa an der Südwestküste mietete ich mir für 16 Tage ein Motorrad, besuchte für einige Tage meine befreundete singhalesische Familie an der Südküste und fuhr mit dem Motorrad weiter durch die immer wieder faszinierende Bergwelt mit Reisterrassen und Teeplantagen zum heiligen Adam`s Peak, wo jede Nacht Tausende von Pilgern den Gipfel besteigen, weiter zum Elefantenwaisenhaus mit ca. 50 Elefanten in Pinnawala und zur letzten Königsstadt Kandy mit dem berühmten "Zahntempel". Auf der Rückfahrt musste ich allerdings einige Tage in Tissamaharama ausharren, eine Infektionskrankheit mit Fieber und Schüttelfrost hatte mich ans Bett gefesselt, aber inzwischen ist auch dies überstanden. In den vergangenen Tagen fuhr ich dann entlang der besonders malerischen Südküste zurück und besuchte nochmals meine singhalesischen Freunde.

Heute am letzten Tag habe ich meinen Ausgangspunkt Hikkaduwa wieder erreicht und werde von meinem altbekannten Chauffeur Chandrasena heute nacht zum Flughafen gebracht (3 Stunden Fahrt), von wo aus ich morgen früh um 3 Uhr mit Emirates über Dubai nach Frankfurt zurückfliegen werde. Und wenn alles so recht klappt, werde ich bereits morgen nachmittag wieder in der Bergwinkelstadt Schlüchtern auftauchen und mich von der laaaangen Reise erholen... Und was dann?

Für den 10. März bin ich bereits wieder zu einer Hochzeitsfeier in Südafrika eingeladen. Vieleicht lässt sich ja dieser Besuch zu einer kleinen Afrikarundreise ausbauen. Lasst euch überraschen.

Ansonsten freue ich mich auf ein sehr baldiges Wiedersehen und grüße euch bis dahin ganz herzlich,

euer Hartmut.